Boob to know – Die Ernährungsberaterin Caroline Donoghue spricht mit uns über die wichtigsten Vorteile beim Stillen.
Mein Name ist Caroline und ich bin Ernährungsberaterin sowie Mama von Romaric, meinem zweieinhalbjährigen Sohn. Ich lebe in Islington, nördlich von London, wo das Stillen gefördert wird und wo ich das Glück hatte, mich von einer Stillberaterin kostenlos beraten zu lassen.
Es war am Anfang nicht immer einfach. Jemand hatte mal zu mir gesagt, dass sich das Stillen mit der Zeit selbst ergeben würde, aber das war bei mir nicht der Fall. Ich fand es sehr schwierig, die richtige Position zu finden und brauchte Hilfe.
Daher war ich sehr dankbar über die hilfreichen Ratschläge und die ganze Unterstützung, die ich erhalten habe.
Ich habe insgesamt sechs Monate lang ausschließlich gestillt und habe dann bis zum neunten Monat meines Sohnes auf Zwiemilch-Ernährung umgestellt. Meine Stillzeit war wie eine Achterbahnfahrt: Ich hatte zwei sehr schmerzhafte Brustentzündungen, von denen eine mich sogar für einige Tage ins Krankenhaus brachte.
Wenn es zu solchen Komplikationen kommt, ist es wichtig, sich an die Vorteile des Stillens zu erinnern.
Also, welche sind das?
Stillen passt sich den Bedürfnissen eures Babys an.
Es klingt einfach, aber es ist wirklich ein Wunder. Die Zusammensetzung eurer Milch variiert je nach Tageszeit und während der Stillzeit. Sie ändert sich auch mit der Zeit, während euer Baby wächst.
Muttermilch ist z.B. bei warmem Wetter flüssiger , da euer Baby dann mehr Flüssigkeit benötigt. Während der kälteren Monate weist sie hingegen einen höheren Fettgehalt auf.
Nachts enthält eure Milch mehr vom Schlafhormon Melatonin, damit euer Baby besser schlafen kann. Stellt also sicher, dass ihr euch die Tageszeit gut notiert, falls ihr eine Milchpumpe benutzt.
Denn wenn ihr euer Baby abends füttert, solltet ihr nur Milch benutzen, die ihr nach Einbruch der Dunkelheit abgepumpt habt, um das Schlafverhalten eures Babys nicht zu beeinflussen(1).
Muttermilch deckt außerdem alle Bedürfnisse eures Babys hinsichtlich Ernährung, Wachstum und Entwicklung ab.
Sie ist gut verträglich und enthält alle Nährstoffe, die euer Baby während der ersten sechs Lebensmonate benötigt, einschließlich Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Wasser (2).
Die einzige Ausnahme ist Vitamin D, das gegebenenfalls supplementiert werden muss, sofern ihr und euer Baby nicht ausreichend der Sonne ausgesetzt seid.
Feste Nahrung wird erst ab dem Alter von sechs Monaten empfohlen (2,3).
Muttermilch bietet Schutz vor Krankheiten.
Muttermilch enthält viele immunstärkenden Komponenten (4), z.B. Antikörper, die euer Baby vor häufig auftretenden Krankheiten wie Durchfall und einer Lungenentzündung schützt.
Diese Antikörper werden vom Körper produziert, um das Eindringen von Bakterien in die Zellen zu verhindern. Das vorherrschende Antikörper ist sekretorisches Immunglobulin A (IgA). Dies ist nur in Muttermilch enthalten und nicht in industrieller Milch zu finden.
Muttermilch erhöht die Vielfalt des Darmmikrobioms.
Falls ihr noch nie etwas vom Darmmikrobiom gehört habt: Hierbei handelt es sich um alle Mikroorganismen, einschließlich Pilze und Bakterien, die im Verdauungstrakt (vom Mund bis zum Anus) leben.
Ein gesunder Darm ist wichtig für unsere Gesundheit und in erster Linie für die Verteidigung gegen die Außenwelt.
Die Bakterien in unserem Darm nehmen verschiedene Funktionen wahr, wie die Synthese von Neurotransmittern und Vitaminen.
Auch bei der Verdauung helfen uns die Bakterien und extrahieren Nährstoffe aus der Nahrung, die wir aufnehmen. Unser Darmmikrobiom ist so komplex, dass man darüber ganze Bücher füllen kann.
Euer Kind benötigt ein vielfältiges Mikrobiota und Forschungen haben ergeben, dass Babys, die mit Muttermilch ernährt werden, fast doppelt so viele Darmbakterienzellen besitzen (5).
Vor allem für Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, ist dies besonders wichtig, da sie bereits eine geringere Menge an Darmmikroben aufweisen als Babys, die vaginal geboren werden (5).
Auch kann eine emotionale Bindung zwischen euch und eurem Baby geschaffen werden.
Während der Stillzeit produziert euer Körper die Hormone Prolaktin und Oxytocin, die den mütterlichen Stress reduzieren und eine stärkere Bindung zu eurem Baby aufbauen(6).
Stillen kann auch dazu beitragen, die psychische Gesundheit der Mutter zu unterstützen und das Risiko einer postpartalen Depression zu verringern (6).
Erstaunlicherweise wird Prolaktin nachts vermehrt produziert, wodurch wir uns entspannt und schläfrig fühlen. Selbst wenn ihr nachts stillt, helfen euch die Hormone, dass ihr euch ausruhen könnt und besser fühlt (2).
Muttermilch verringert das Krankheitsrisiko für Mütter.
Forschungen haben gezeigt, dass das Stillen bestimmte Krankheiten verhindern kann, einschließlich Brust- und Eierstockkrebs sowie Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen (2,3,7).
Ich denke gerne zurück und erinnere mich an die unglaublichen Momente, die mein Sohn und ich ganz alleine miteinander geteilt haben. Die Stillzeit ist nicht besonders lang, also genießt sie!
Ihr kennt nun alle Vorteile des Stillens, aber ich möchte den Artikel damit beenden, dass jede Frau tut, was sie kann.
Wir sollten uns gegenseitig helfen und unterstützen, damit diejenigen von uns, die wollen und können, so lange wie möglich stillen können.
Stillen, immer & überall.
Weltweit werden laut WHO 44% aller Säuglinge zwischen null und sechs Monaten ausschließlich gestillt (2). England und Frankreich haben die niedrigste Stillrate weltweit (2,7). Ich denke, dass es in der Verantwortung der Regierung liegt, die Situation im Ganzen zu betrachten und Mütter zu unterstützen. Aber gemeinsam können wir bereits beginnen, in die richtige Richtung gehen.
Caroline Donoghue
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Facebook @theNutriCaroline
www.thenutritherapist.com
Quellen:
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Cohen Engler A, Hadash A, Shehadeh N, Pillar G. Breastfeeding may improve nocturnal sleep and reduce infantile colic: Potential role of breast milk melatonin. European Journal of Pediatrics. 2011;171(4):729-732.
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Infant and Young Child Feeding: Model Chapter for Textbooks for Medical Students and Allied Health Professionals. Geneva: World Health Organization; 2009. SESSION 3, Complementary feeding.
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WHO (2020) 10 facts on breastfeeding [Internet]. World Health Organization. [Abrufbar unter: https://www.who.int/features/factfiles/breastfeeding/en/
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M'Rabet L, Vos A, Boehm G, Garssen J. Breast-Feeding and Its Role in Early Development of the Immune System in Infants: Consequences for Health Later in Life. The Journal of Nutrition. 2008;138(9):1782S-1790S.
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Moore R, Townsend S. Temporal development of the infant gut microbiome. Open Biology. 2019;9(9):190128.
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Liu J, Leung P, Yang A. Breastfeeding and Active Bonding Protects against Children’s Internalizing Behavior Problems. Nutrients [Internet]. 2013;6(1):76-89. Abrufbar unter: http://10.3390/nu6010076
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Unicef - Breastfeeding in the UK - Baby Friendly Initiative [Internet]. Baby Friendly Initiative. 2020 Abrufbar unter:
https://www.unicef.org.uk/babyfriendly/what-is-baby-friendly/breastfeeding-in-the-uk/